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Franciscanus

Franziskus von Assisi: war das nicht der,

  • der Geld verachtete und die heilige Armut lebte? Ja, von seinen Brüdern und sich verlangte er strengste materielle Armut, ohne das allerdings auch nur ansatzweise von anderen zu verlangen. Zu diesen "anderen" gehörten übrigens auch die Mitglieder des späteren Dritten Ordens, da er wußte, daß bspw. familiäre Verpflichtungen andere Erfordernisse mit sich bringen. Dennoch sind natürlich Konsumismus und franziskanische Spiritualität miteinander unvereinbar.
  • der mit Tieren sprach? Ja, Franziskus hat alle Geschöpfe, vom Mitmenschen bis zum Baum als Mit-Geschöpfe des einen Schöpfers erkannt und ein geschwisterliches Verhältnis zu ihnen entwickelt. Das bezog die Sonne, den Mond, das Wasser, die Mutter(!) Erde und sogar den Tod als Schwester und Bruder in seinem berühmten Sonnengesang mit ein. Die ebenfalls bekannte Vogelpredigt und der respektvolle Umgang mit einem Wolf zeigen zudem seinen kindlich-zutraulichen Umgang mit allem, was lebt. Der respektvolle und schützende Umgang mit dem gesamten Werk des Einen Schöpfers ist integraler Bestandteil der franziskanischen Spiritualität. Dabei gibt es auch kein Gegeneinander von Mensch und Natur, da alles und alle aus der Einen Liebe Gottes hervorgehen und durch sie gehalten werden. Das Streben nach Frieden ist dabei ein natürlicher Ausdruck dieser Nachahmung der Liebe Gottes.
  • der sich selber als der niedrigste Bruder von allen verstand? Ja. Natürlich hat er selbst keinen Orden der Franziskaner gegründet, sie wurden erst später so genannt. Seine Gründung war die der Geringeren oder Minderen Brüder, auf Latein Ordo Fratrum Minorum, daher auch das Ordenskürzel OFM für diese. Bei Franziskus war das keine Show: er kannte sich selbst gut genug, um seine Sündhaftigkeit und seine Erlösungsbedürftigkeit zu erkennen. So soll es bis heute ein Kennzeichen franziskanischen Lebens sein, daß wir uns alle als gleichberechtigte und gleich wichtige Geschwister ansehen - und zwar alle Menschen. Wenn es schon eine Abstufung gibt, dann steht der oder die durch Franziskus Begeisterte unter anderen.
  • der während eines Kreuzzuges friedlich zu den arabischen "Feinden" ging und mit dem Sultan sprach? Ja, er fuhr in das Kreuzfahrerlager und bat an der Frontlinie zum Anführer der Gegenseite, dem damaligen Sultan Al-Kamil (zu dt. "der Schöne") durchgelassen zu werden. Die Motivation war zwar nicht nur der mögliche Friedensschluß um ein Blutvergießen zu verhindern - was ihm nicht gelang - sondern auch der (ebenfall erfolglose) Wunsch nach der Bekehrung des Sultans oder dem Martyrium. Außergewöhnlich war die Herangehensweise. Franziskus beleidigte nicht die islam. Glaubenssätze und ließ sich sogar durch den Ruf des Muezzin dazu inspirieren, auch Christen das Niederwerfen auf den Boden zu empfehlen, wenn Sie den Namen des Herrn vernehmen. In seiner Ordensregel für seine Brüder befahl er ihnen, wenn sie unter(!) die "Sarazenen" gingen, sich diesen auch unterzuordnen und erst einmal und vor allem durch das Leben zu bekennen, daß sie Christen sind.
    Franziskus wäre zwar nie auf die Idee gekommen, die Wahrheit des katholischen Glaubens in Frage zu stellen, doch das Erkennen des anderen Menschen als Schwester und Bruder war stets der wichtigste Leitfaden seines Denkens und Handelns  Daher engagieren sich bis heute Mitglieder der franziskanischen Familie im interreligiösen Dialog, im ökumenischen Miteinander und dem Kontakt mit fremden Kulturen - ohne Aufgabe oder Relativierung der eigenen Überzeugung.
  • der trotz aller Radikalität seiner Nachfolge auch der verweltlichten Kirche von damals stets gehorsam war? Ja, von Franziskus ist kein kritisches Wort an oder über Kleriker oder höhere Würdenträger der Kirche bekannt. Im Gegenteil, das Katholischsein und der Gehorsam waren ihm eminent wichtig. Und dies allem vor dem damaligen Hintergrund einer militärisch engagierten Kirche, die mit päpstlichem Heer Kriege führte und mit Papst Innozenz III. einen der mächtigsten Päpste der Kirchengeschichte hatte. Doch gleichzeitig war Franziskus überzeugt, die Berufung, also den Auftrag, zu seiner Form der Nachfolge Christi nicht von der Kirche, sondern direkt vom Herrn selbst empfangen zu haben. Er ließ sich diese Lebensform zwar von der Kirche (eben dem Papst persönlich) bestätigen, aber nicht diktieren. Das führte auch dazu, daß er all die kirchlichen Aufrufe, wie bspw. die zu den Kreuzzügen, die nicht seiner Berufung entsprachen, einfach überging. Er kritisierte sie nicht, er beachtete sie einfach nicht. Franziskus war definitiv der größte Reformer innerhalb der Kirche, den es je gab. Und doch nicht durch oft so hohe Worte, die nicht vom Leben bezeugt werden und nur dazu führen, daß man sich selbst erhöht, sondern ausschließlich durch sein Leben. Bis heute sind alle Franziskanerinnen und Franziskaner zur Erneuerung der Kirche aufgerufen, aber eben nicht durch Forderungen und andere Worte, sondern durch das Beispiel des eigenen Lebens in ständiger Umkehr zum Herrn. Das ist zwar deutlich schwieriger als "Reden schwingen", aber auch evangeliumsgemäß.

 

Zusammengefaßt und auch noch andere Aspekte berücksichtigend bedeutet Nachfolge Christi "auf franziskanisch" für den Geschwister des OFS (entnommen von der Seite von OFS Deutschland):

  • als Antwort auf die Liebe Gottes
  • als Geschwister aller Geschöpfe
  • anspruchslos und dienstbereit
  • dankbar und froh
  • dem Frieden verpflichtet - in jeder Beziehung
  • missionarisch durch das einfache Leben mit anderen
  • den Armen und Schwachen besonders verbunden
  • mitverantwortlich für den Aufbau der Kirche durch ständige Erneuerung
  • kontemplativ im Alltag: in den Geschöpfen und in den Ereignissen schauen wir Gottes Geschichte mit den Menschen
  • in Kirche und Welt
  • wir versuchen, unseren Glauben in der Familie, in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz zu bezeugen - vor allem durch unser Leben
  • wir wollen verfügbar sein für Aufgaben in der Ortskirche, nach unseren Möglichkeiten nehmen wir am Stundengebet der Kirche teil.